Wenn das Gehirn so einfach wäre, dass wir es verstehen könnten, dann wären wir Menschen zu einfach, um es zu verstehen.
Emerson Pugh
Eine Schädigung des Nervensystems führt zu neurologischen Funktionsstörungen, welche sich sowohl auf die persönlichen Aktivitäten als auch auf die soziale Partizipation des betroffenen Menschen auswirken können.
Ein Hauptziel der Neurorehabilitation liegt darin, dass betroffene Menschen eine möglichst hohe Selbstständigkeit in persönlichen und sozialen Aktivitäten erreichen, um ihnen so eine möglichst unabhängige, aktive Lebensgestaltung und hohe Lebensqualität zu ermöglichen.
Dabei steht der betroffene Mensch mit seinen Bedürfnissen im Vordergrund.
Methoden
Meine Arbeit ist geprägt durch:
- das Bobath-Konzept
- die aktuellen Guidelines
- den alltagsorientierten Ansatz
- die Auseinandersetzung mit dem motorischen Lernen
Das Bobath-Konzept
bietet einen problemlösungsorientierten Zugang zur Befunderhebung und Behandlung von Menschen mit Störungen von Funktionsfähigkeit, Bewegung und Haltungskontrolle aufgrund einer Erkrankung oder Verletzung des zentralen Nervensystems. Die Basis bildet das Verbessern der Haltungskontrolle und der selektiven Bewegungen mittels Fazilitation (IBITA 1996).
Die heutige Grundlage für das Bobath Konzept bilden ein aktuelles Wissen aus den Neurowissenschaften, insbesondere aus den Gebieten der motorischen Kontrolle und des motorischen Lernens, der neuralen und muskulären Plastizität, sowie der Biomechanik. Im Weiteren gründet das Konzept auf der Erfahrung von klinischen Experten und den Bedürfnissen und Erwartungen der Patienten (Sackett 2000).
Das Bobath-Konzept wird vorwiegend in der Behandlung von Menschen mit zerebralen Bewegungsstörungen, senso-motorischen Störungen und neuromuskulären Erkrankungen eingesetzt (beispielsweise Schlaganfall, Multiple Sklerose, Ataxie, intrazerebrale Blutung, traumatische Hirnverletzung, Enzephalitis, Hirntumore).
Die aktuellen Guidelines
unterstützen mich, im Interesse der bestmöglichen Behandlung der Patientinnen und Patienten evidenzbasierte, das heisst auf der momentan aktuellen Studienlage, Entscheidungen zu treffen.
Der alltagsorientierte Ansatz
zielt darauf ab, dass der betroffene Mensch das übt, was ihm Mühe bereitet. Durch eine gezielte, angepasste Exploration und Repetition werden Bewegungsmuster konsolidiert und automatisiert. Dabei ist wichtig zu erkennen, dass die Bewegung die durch den Menschen generiert wird, den Erfordernissen der Aufgabe und den spezifischen Umwelteinflüssen gerecht wird, d.h. das Üben von reinen Bewegungen entspricht nicht der Realität.
Das motorische Lernen
Bei Personen mit motorischen Störungen, zum Beispiel nach einem Schlaganfall oder einem Trauma, haben Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten wichtige Aufgaben. Ziel der Therapie ist es, betroffene Menschen so zu unterstützen, dass sie ihre Bewegungsfertigkeit beibehalten oder wiedererlangen. In unserer Aufgabe als Lehrerinnen und Lehrer des Zentralnervensystems stellt sich die Frage, wie wir betroffene Menschen am besten unterstützen können.

Für mich sind wesentliche Gelingfaktoren:
Die Aufgabe
- muss bedeutungsvoll, begeisternd und anspruchsvoll sein
- soll in verschiedenen Situationen exploriert und reflektiert werden.
In Bezug auf den Lernenden / die Patientin
- soll Neugierde und Gestaltungsfreude geweckt werden.
- soll sowohl ein Raum für Mit- und/oder Selbstbestimmung
- als auch ein Ambiente der Zugehörigkeit und Wertschätzung geschaffen werden.
Die Lehrende / die Therapeutin
- soll einladend, ermutigend und inspirierend sein.


